Wandering matter
Der Werkzyklus Wandering matter befasst sich mit dem Thema des Herumirrens, des Fremdseins und auch des Anthropomorphismus (Wahrnehmung menschlicher Eigenschaften an Nichtmenschlichem).
Irrblöcke, Findlinge (oder Fremdlinge genannt) sind Gesteinsklumpen, die an Orten gefunden werden, welche sich geologisch von ihnen unterscheiden. Die Findlinge sind fremd, exotisch, von anderswo her gekommen. Ihre terrestrische Wanderung vollzog sich über weite Strecken auf Gletschern. Meteore oder Asteroiden schweben als Gesteinsbrocken durchs All, verglühen in Einzelfällen in der Atmosphäre oder prallen auf die Erdoberfläche.
Partikel aus Meteoren, sogenannter Sternenstaub, bestehen hauptsächlich aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff, Sauerstoff, Phosphor und Schwefel, dem Material, welches sich auch im menschlichen Körper befindet. - Kosmologisch betrachtet bestehen Mensch und Gestein aus demselben Material. Károly Heinrich macht im Buch „Der Stein als Bruder“ (Kassel, 2009) deutlich, wie sehr Gestein belebt ist, indem in dessen Schichten Mikroorganismen gefunden werden können. Anorganisches und organisches Material durchdringen sich.
Anthropomorphismen führen vor Augen, wovon Menschen ein Teil sind: Wir spiegeln uns in der Umwelt. Diese Wahrnehmung thematisiert den Menschen als biotischen Faktor, dessen Umgang mit dem Lebensraum den Begriff Anthropozän entstehen ließ.
Je weiter der Blick im empathischen Sinn gefasst werden kann, umso weniger kann etwas als fremd empfunden und ausgegrenzt werden.
In Gestein sind unfassbar große Zeitspannen ablesbar. Der seit der Antike bekannte chinesische Gelehrtenstein stellt ein Kultobjekt des Respekts dar. Der Fremdling, sowohl als Felsbrocken wie auch als Mensch verstanden, wird im Werkzyklus als Metapher aufgefasst.
FR2019